Am 17. April 1930 öffnete das Planetarium Hamburg erstmals seine Türen für das Publikum – ein Meilenstein, der nun schon 95 Jahre zurückliegt. Auch wenn es kein klassisches Jubiläum ist, lohnt sich ein Blick zurück auf die Entwicklung dieses einzigartigen Ortes, der nicht nur astronomisches Wissen vermittelt, sondern auch zu den bekanntesten Wahrzeichen der Hansestadt zählt.
Vom Wasserturm zum Sternentheater
Die Wurzeln des Planetariums reichen zurück bis ins frühe 20. Jahrhundert. Der imposante Wasserturm im Hamburger Stadtpark wurde zwischen 1912 und 1916 nach den Plänen von Architekt Oscar Menzel errichtet, basierend auf einem Entwurf des berühmten Stadtplaners Fritz Schumacher. Doch schon 1924 wurde der Turm aus dem städtischen Wassernetz genommen – seine ursprüngliche Aufgabe hatte er nur wenige Jahre erfüllt. Der entscheidende Impuls zur Umnutzung kam von Hans Hagge, einem engagierten Astronomie-Freund, der den Hamburger Senat von der Idee eines Planetariums überzeugte. Nach dem Beschluss, ein Projektionsgerät bei der Firma Carl Zeiss in Jena zu erwerben, fiel 1929 schließlich die Entscheidung, das Planetarium im ehemaligen Wasserturm einzurichten. Zwei Tage nach einer ersten Vorführung für geladene Gäst*innen eröffnete am 17. April 1930 das Planetarium offiziell unter der Leitung von Studienrat Dr. Körner.
Widerstandsfähig durch bewegte Zeiten
In den ersten Jahren zog das neue Sternentheater monatlich rund 3.000 Besucher*innen an. Die Leitung übernahm 1934 Dr. Johannes Meyer, der das Haus durch die schweren Jahre des Zweiten Weltkriegs und die Zeit des Wiederaufbaus führte. Modernisierungen, wie der Austausch des Projektionsgeräts im Jahr 1956, sicherten den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Programms. Auch in den folgenden Jahrzehnten wurde das Planetarium kontinuierlich ausgebaut: Unter Dr. Erich Übelacker, der 1975 als erster hauptamtlicher Direktor berufen wurde, erlebte das Haus eine Phase der Professionalisierung und des Wachstums. Die Besucherzahlen stiegen auf über 100.000 pro Jahr und 1983 wurde mit dem Zeiss-Modell 6 ein weiteres neues Projektionssystem installiert.

Innovation für das neue Jahrtausend
Mit dem Jahr 2000 begann eine neue Ära: Der Astrophysiker Thomas W. Kraupe übernahm die Leitung und führte das Planetarium durch eine umfassende Modernisierung. Das Architekturbüro Bothe-Richter-Teherani gestaltete das Gebäude neu, das Zeiss-Modell 9 wurde angeschafft und 2003 feierte man die Wiedereröffnung mit einem technischen Ensemble, das international Maßstäbe setzte. Die Resonanz war überwältigend – das Planetarium wurde zum meistbesuchten seiner Art im deutschsprachigen Raum.
Raum für Neues: Umbau und Erweiterung
Zwischen 2015 und 2017 wurde das Planetarium ein weiteres Mal grundlegend erweitert. Im Sockelbereich des Turms entstanden neue Besucherräume, ein modernes Foyer, ein barrierefreier Zugang zum Sternensaal und ein Café. Auch die Aussichtsplattform, die einen der besten Blicke über Hamburg bietet, wurde umfassend saniert und neu eröffnet.

Ein Ort der Begegnung und Inspiration
Seit Anfang 2023 steht das Planetarium Hamburg unter der Leitung von Dr. Björn Voss, der zugleich Präsident der Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien ist. Mit einem abwechslungsreichen Programm aus Astronomie, Erd- und Naturwissenschaft, Musik, Kultur und Veranstaltungen für Kinder begeistert das Haus ein breites Publikum. Im Jahr 2024 verzeichnete das Planetarium mit über 351.000 Gäst*innen einen neuen Besucherrekord.
Ausblick auf das Jahrhundertjubiläum
Das Planetarium ist heute nicht nur ein bedeutendes Bildungs- und Kulturzentrum, sondern auch ein Ort, der Menschen berührt, inspiriert und zum Staunen bringt. Für das kommende 100-jährige Jubiläum im Jahr 2030 haben Dr. Voss und sein Team bereits große Pläne – ein Fest für Hamburg und seine Sternengucker*innen.
Aufmacherbild: © Patrick Lipke