Am Dienstag nach Ostern startet die 22. dokumentarfilmwoche hamburg. Vom 22. bis 27. April zeigt das einzige Festival für Dokumentarfilm in der Region ein internationales Filmprogramm von rund 40 Veranstaltungen und Filmen. In den Festivalkinos Metropolis, 3001 KINO, B-Movie, Lichtmeß und fux Lichtspiele sowie im Festivalzentrum in der fux eG sind nicht nur formal und inhaltlich anspruchsvolle Hamburg- und Weltpremieren zu sehen, es stehen auch bei fast allen Filmen die Macher*innen dem Publikum Rede und Antwort. Neu in diesem Jahr ist das Clubkino im SLOT, das sich ganz dem Musikfilm widmet.
Seit 22 Jahren ist die dokumentarfilmwoche hamburg fester Bestandteil der Hamburger Filmfestivalszene. Sie versteht sich als Forum für Filme, die mit ihrem kritischen Ansatz nicht lediglich nach inhaltlicher Aufklärung streben, sondern künstlerische Formen finden, die eingeschriebene Codes hinterfragen und den Möglichkeitsraum des Dokumentarischen ästhetisch und politisch ausloten. Dabei soll im Rahmen des Festivals der Austausch über den Dokumentarfilm als Kunstform in all seinen Facetten vorangetrieben werden. So setzt sich die dokumentarfilmwoche auch in diesem Jahr intensiv und künstlerisch mit aktuellen Themen der Zeit auseinander. Zu dem sorgfältig kuratierten Film- und Veranstaltungsprogramm, das die Bandbreite der Kunstform Dokumentarfilm abbildet werden zahlreiche Filmemacher*innen aus dem In- und Ausland erwartet. Das Festival wird kollektiv unter dem Dach des Vereins dokumentarfilmwoche hamburg e.V. organisiert.
Eröffnet wird das Festival mit dem Film „La Base”, der in den Kosmos und über die Jahre gewachsenen Lebensraum der Taxifahrer*innen am Pariser Flughafen führt. Regisseur Vadim Dumesh und die Handykameras der Fahrer*innen, die meisten von ihnen Migrant*innen, halten diesen fast schon dystopischen Ort fest. Zu sehen im Metropolis Kino am 22.04. um 20 Uhr. Zu Gast ist Filmemacher Vadim Dumesh. Auch andere migrantische Lebensrealitäten ziehen sich thematisch durch das Programm. Neben dem Eröffnungsfilm ist der auf der Berlinale bereits hochgelobte Film „Das Deutsche Volk“ am 25.04. um 15:30 Ihr im 3001 KINO zu sehen – eine Langzeitbeobachtung der Angehörigen der Opfer des Anschlags von Hanau. „Prisoners of Fate“, am 27.04. um 19 Uhr im Metropolis Kino, folgt geflüchteten Menschen aus dem Iran und Afghanistan, die in der Schweiz Schutz suchen und Nicole Vögele beobachtet in „The Landscape and the Fury“ (Metropolis, 26.04. um 21:15 Uhr) an der bosnischen EU-Außengrenze Begegnungen zwischen Geflüchteten und Einwohner*innen. Hochaktuell ist auch „Dear Beautiful Beloved“ – ein Film über die Realität des Krieges in der Ukraine, der vollständig ohne Bilder von Kampfhandlungen auskommt und neue Strukturen von Fürsorge zeigt (3001 KINO, 25.04. um 21:15 Uhr).
Mit einer Werkschau zu Kristina Konrad setzt das Festival nach Tamara Trampe und Karin Berger eine Reihe von und mit Filmemacher*innen fort, die ein besonders sensibles Gespür für ihre Protagonist*innen aufweisen. Konrad trifft meist auf widerständige Frauen in Lateinamerika, für deren Freiheitskämpfe sie zur teilnehmenden Chronistin wurde. Ein Highlight der Werkschau ist die Weltpremiere ihres neuesten Films „Tempi Passati“ über den Prozess des Altwerdens (3001 KINO am 25.04. um 10:30 Uhr) Im Verlauf eines halben Jahrhunderts hat Heinz Emigholz, Vorreiter des experimentellen Architekturfilms, ein gigantisches und unverwechselbares Werk aus Filmen, Zeichnungen und Texten vorgelegt. Sein neuester Film „NYC, October 10, 2022“ mit Comiczeichner Art Spiegelmann (Maus) feiert auf der dokumentarfilmwoche hamburg Weltpremiere. Ergänzt mit einem Kurzfilm und Werkstattgespräch (Festivalzentrum und Lichtmess Kino, 24.04.). Die Auseinandersetzung mit den Problematiken der eigenen Familie im Spiegel der Gesellschaft steht immer wieder im Mittelpunkt von Filmemacher*innen, „Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht“, „Les Miennes“, „Die Stimme des Ingenieurs“, „Obsthof“ und „O Ma“ widmen sich dieser Thematik. Dabei sind die letzten drei Filme in der dokland hamburg Sektion zu sehen.
Neu in diesem Jahr ist das Clubkino im SLOT (Club in der fux eG), das sich am Abend ganz dem Musikfilm widmet. Die Filmemacherin Sabine Herpich stellt ihren neuen Film „Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache“ vor und im Anschluss an das Filmscreening wird Musikerin Barbara Morgenstern ein Solo-Konzert spielen (SLOT, 23.04., 21 Uhr). Der Klassiker „The Cry of Jazz“ von 1958 und anschließend Modern Jazz mit dj argumentepanzer wird am Donnerstag, den 24.04. im SLOT geboten, während am Freitag bei freiem Eintritt der Film „Monks – The Transatlantic Feedback“ gezeigt wird. Neben dem ausgewählten internationalen Filmspektrum sowie Arbeiten von Hamburger Filmschaffenden in der Sektion „dokland hamburg” stehen eine Zusammenarbeit mit dem Hamburger Festival „PAPIRIPAR – das Festival für Kunst, Pop, Rotation“ und ein Screening und eine Diskussion mit „Film Undone“ auf dem Programm. Darüber hinaus hat das Team im Festival-Zentrum erstmals in diesem Jahr eine kurierte Auswahl der Arbeitsmaterialien der gezeigten Filme unter dem Titel „Begleiterscheinungen“ versammelt, die als Ausstellung und Leseangebot besucht werden kann.
An sechs Festivaltagen wird das Filmprogramm jeweils nur in einem der Festivalkinos sowie im SLOT gezeigt, damit die Besucher*innen die Möglichkeit haben, das ganze Programm mitzuerleben. Die Werkstattgespräche und die Lesung können im Festivalzentrum in der fux eG in Altona erlebt werden.
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Aufmacherbild: Metropolis Kino © Miguel Ferraz