Etwas weniger Vögel als im Vorjahr haben sich bei der „Stunde der Wintervögel“ blicken lassen, zu der der NABU und sein Partnerverband LBV am zweiten Januarwochenende aufgerufen hatten. Mehr als 120.000 Menschen deutschlandweit widmeten sich eine Stunde lang der Beobachtung der Vögel, die am Futterhaus im Garten, auf dem Balkon oder in den Parks gesichtet werden konnten. In Hamburg nahmen knapp 2.000 Menschen teil. Die Vogelschutzexperten des NABU haben die gemeldeten Daten jetzt bewertet.
Auffällig ist, dass deutlich weniger Amseln gesichtet wurden: Ein Minus von 18 Prozent im Vergleich zu 2024. Dieser Trend war leider auch in Hamburg zu beobachten, mit einem Minus von sogar 26 Prozent. „Im vergangenen Sommer wurden uns viele kranke und tote Amseln gemeldet, die im Verdacht standen mit dem Usutu-Virus infiziert gewesen zu sein. Das könnte dazu geführt haben, dass zur Vogelzählung weniger Amseln zu sehen waren“, so NABU-Vogelschutzexperte Martin Rümmler. Auch die beiden Spatzenarten ließen sich seltener blicken: Haussperling und Feldsperling liegen beide deutlich unter den Meldungen des Vorjahres. In Hamburg gilt dies vor allem für den Feldsperling. „Feldsperlinge gehören schon länger zu den Sorgenkindern, deren Bestände in den letzten Jahren regional deutlich abgenommen haben. Aber auch der Haussperling kämpft trotz seines Rangs eins der Liste der häufigsten Wintervögel zunehmend mit den Konsequenzen städtebaulicher Maßnahmen. Als Gebäudebrüter ist er auf Nischen und Spalten angewiesen, die bei Sanierungen oft geschlossen werden.“
Kohl- und Blaumeisen, die wie die Spatzenarten zu den häufigsten Gästen an den Futterstellen gehören, machten sich ebenfalls etwas rarer. In Hamburg gab es außerdem einen deutlichen Rückgang bei der Sichtung von Buchfinken und Grünfinken. „Die geringeren Meldezahlen sind vermutlich den bisher milden Temperaturen geschuldet und bewegen sich im Rahmen der letzten Jahre. Sie spiegeln gut die größere Dynamik der Vogelwelt im Winter wider, die bei ausreichend Nahrung und wenig Kälte öfter auch den Gärten und Futterstellen fernbleibt“, so Rümmler. Die Abnahme des Grünfinkenbestands kann jedoch durch die Infektion mit einem Parasiten an Futterhäusern und Vogeltränken verursacht sein.

Dafür wurden Kernbeißer doppelt so häufig wie 2024 gemeldet. Bergfinken tauchen sogar mehr als dreimal so häufig wie im vergangenen Jahr auf. Rümmler: „Beide Arten ziehen im Winter auf der Suche nach Samen und Früchten in größeren Trupps umher. Dabei sind vor allem Bergfinken für ihre enormen Schwärme bekannt. Am Aktionswochenende meldeten Teilnehmende teils Ansammlungen von Tausenden von Vögeln – ein beeindruckendes Naturschauspiel.“

In den Hamburger Top Five der Wintervögel gab es wenig Bewegung. Die Kohlmeise hat ihre Spitzenposition verteidigt, gefolgt von Blaumeise, Amsel, Haussperling und Elster. Deutschlandweit sind wie im vergangenen Jahr Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Amsel, Feldsperling auf den vorderen Rängen zu finden.
Die „Stunde der Wintervögel“ ist Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion und fand bereits zum 15. Mal statt. Die nächste Vogelzählung folgt mit der „Stunde der Gartenvögel“ vom 9. bis 11. Mai 2025.
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Aufmacherfoto: Nummer 1 in Hamburg: Kohlmeise. Bild von Ruiterlijk auf Pixabay