Sonntag, 16. Februar 2025
More
    StartKulturSebastian Knauer mit einzigartigem Filmmusik-Projekt

    Sebastian Knauer mit einzigartigem Filmmusik-Projekt

    -

    Anzeige
    Der Eppendorfer Pianist Sebastian Knauer hat für sein neuestes Musikprojekt Hollywood mit dem amerikanischen Filmkomponisten und Dirigenten David Newman zusammengearbeitet. Dabei herausgekommen sind 15 neu interpretierte Klassiker – eine Hommage an die amerikanische Filmmusik vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur heutigen Zeit. Wir haben den Pianisten in seinem Atelier zum Gespräch getroffen.

    Beim Namen Knauer werden sicherlich viele Eppendorfer hellhörig. Zum einen, weil sie vielleicht schon etwas von dem Pianisten Sebastian Knauer gehört haben, zum anderen, weil der Name Knauer in Eppendorf eine große Bedeutung hat: Georg Andreas Knauer (1759–1828) war ein angesehener Weinhändler, Fabrikant und Reeder. 1824 eröffnete er auf seinem Anwesen in Eppendorf eine Gastwirtschaft mit dem sogenannten Andreasbrunnen, die als Kurort diente. Er entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt für die Hamburger Gesellschaft und trug zur kulturellen Belebung des Stadtteils bei, den er als Großgrundbesitzer mitgestaltete. Unter anderem auch durch eine kleine Stiftung, die unverschuldet in Not geratene Menschen unterstützte. Noch heute erinnert ein kleiner Obelisk an der Ecke Eppendorfer Landstraße/Loogestieg an ihn. 

    In seinem Atelier hat der Pianist ein Gemälde seines Vorfahren Georg Andreas Knauer hängen (Datierung unbekannt), der in Eppendorf unter anderem eine Brunnen- und Badeanstalt gegründet hat. © Kai Wehl
    Georg Andreas Knauer (1759–1828)

    Obwohl Sebastian Knauer der erste Berufsmusiker der Familie ist, wurde ihm das Genre in die Wiege gelegt: Sein Vater war Programmchef beim NDR Hörfunk und war eine zeitlang auch verantwortlich für das damalige NDR Sinfonieorchester. Seine Mutter verdiente ihr Geld als Kulturjournalistin und hat häufig Kritiken für Konzerte, Opern und Theaterstücke geschrieben. Dank ihr erlebte Sebastian bereits in der Kindheit auf Klavierabenden große Künstler wie Alfred Brendel oder Vladimir Horowitz auf der Bühne. „Ich saß als Kind auf Kissen, um überhaupt etwas sehen zu können, und sog die Musik förmlich auf und dachte manchmal dabei – irgendwann möchte ich auch mal da oben sitzen“, erinnert sich der Pianist. Diese prägenden Erlebnisse legten den Grundstein für seine Karriere.

    Neben seinem klassischen Repertoire, für das er u.a. mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet wurde, hat ihn schon immer die Filmmusik fasziniert. „Die Musik von Filmen wie z.B. „Star Wars“ hat mich sofort gecatcht“, erzählt er, und sein Traum, Filmmusik selbst zu interpretieren, wurde schließlich Realität. Durch einen glücklichen Zufall lernte er David Newman kennen, den Oscar nominierten Filmkomponisten und Sohn von Alfred Newman, der als Pionier der Filmmusik gilt. „Alfred Newman war einer der ersten, die den Hollywood-Sound prägten“, betont der Pianist. Der berühmte Newman-Clan ist eine der erfolgreichsten Familien der Filmmusikgeschichte, mit 9 gewonnenen Oscars und 45 Nominierungen allein für Alfred Newman und vielen Blockbuster-Kompositionen und weiteren knapp 20 Oscar Nominierungen der Söhne Thomas Newman („Skyfall“, „American Beauty“) und David Newman („Ice Age“, „Der Rosenkrieg“).

    Gemeinsam mit David Newman begann der Pianist ein einzigartiges Projekt: die Neuinterpretation von Filmmusik aus der Geschichte der Newman-Familie und darüber hinaus. Das Album „Hollywood“ (Warner Classics), das über zwei Jahre in der Vorbereitung war, enthält Werke, die von Alfred Newmans Soundtrack für „Das Gewand“ bis zu von den Brüdern Newman für Sebastian Knauer neu geschriebenen Kompositionen reichen. „David hat viele Stücke speziell für mich neu arrangiert, entweder für Solo-Klavier oder Klavier mit Orchesterbegleitung“, erklärt der Künstler. Besonders beeindruckt ihn die Musik aus „The Greatest Story Ever Told“, die für ihn „extrem intensiv und bewegend“ ist.

    Sebastian Knauer (l.) und David Newman, während der Umsetzung ihres Hollywood-Projektes. © www.gregor-hohenberg.com

    Das Album enthält viele Weltpremieren, denn jedes Stück wurde entweder neu arrangiert oder noch nie zuvor aufgenommen. „Es gibt keinen einzigen Track, den jemand anders so gespielt hat“, betont der Musiker stolz. Die Aufnahme umfasst Musik von Größen wie Jerry Goldsmith, James Horner, Elmer Bernstein, Alex North und George Gershwin, deren Werke von Klassikern wie „Spartacus“ bis hin zu „Basic Instinct“ und „Beautiful Mind“ reichen. Diese Kompositionen spiegeln die Entwicklung der amerikanischen Filmmusik von 1900 bis heute wider.

    Das Projekt mündete in ein großes Live-Konzert in der Elphi, das der Musiker mit David Newman als Dirigent realisierte. „Es ist ein gewaltiges Orchesterprojekt mit fast 100 Musikern auf der Bühne.“ Auch andere Größen der Filmmusik, wie der berühmte Orchestrator Conrad Pope, der an den „Star Wars“ und „Harry Potter“-Soundtracks mitarbeitete und ebenfalls ein neues Stück für Sebastian Knauer geschrieben hat, waren anwesend. 

    Die persönliche Leidenschaft des Musikers für dieses Projekt zeigt sich auch in seiner Arbeitsweise. Er übernimmt nicht nur die künstlerische Gestaltung, sondern oft auch die Produktion und Konzeption seiner Projekte. „Ich mache keine Alben, die es schon etliche Male gibt, wie z.B. eine Einspielung der Beethoven-Sonaten. Es muss etwas sein, das der Zuhörer noch nicht kennt,“ erklärt er. Und so ist dieses Projekt für den Pianisten eine echte „Herzensangelegenheit“, denn es schließt auf persönlicher Ebene einen Kreis. Filme wie „Das Gewand“ oder „The Greatest Story Ever Told“, deren Musik ihn schon in der Kindheit beeindruckten, interpretiert er heute selbst. „Es ist surreal, dass ich diese Stücke, die ich als Kind bewunderte, nun selbst eingespielt habe und auf der Bühne spiele“, erzählt er. Damit hat er nicht nur seine persönliche Leidenschaft, sondern auch eine beeindruckende Hommage an die Geschichte der Filmmusik geschaffen, die in der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart ein einzigartiges Musikerlebnis bietet. kw

    Mehr Infos zu Sebastian Knauer gibt es HIER.

    TIPP:

    Hollywood Erhältlich als CD, LP und Digital, erschienen bei  Warner Classics

    Aufmacherfoto: Nach einem erfolgreichen Crossover-Projekt mit Johannes Strate (Revolverheld), präsentiert Sebastian Knauer nun das nächste Highlight: das Projekt Hollywood. © www.gregor-hohenberg.com

    Kai Wehl
    Kai Wehl
    Chefredakteur
    Anzeigen-Spezial

    News der Woche

    Abenteuer im Ohnsorg-Theater

    In einer einzigartigen Kooperation widmen sich das Ohnsorg-Theater, das Ernst Deutsch Theater und das LICHTHOF Theater Homers Epos Odyssee in dem Stück „Oddos See...