Stefan Gwildis ist bekannt für sein politisches Engagement und seine coole Stimme – beides ist am 20. Februar live in der Laeiszhalle zu hören, beim Konzert „Buntes und Beseeltes – live mit Piano und Streichern“.
Du spielst – passend zum Namen – auch Songs vom aktuellen Album „bunt“. Darauf ist bei einem Song auch Nelson Müller zu hören. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Kombi?
Wir haben uns vor gut 10 Jahren bei einer gemeinsamen Dampferfahrt namens „Soul Kitchen“ kennengelernt. Er hat gekocht, ist aber irgendwann einfach auf die Bühne geklettert und hat richtig losgelegt. Wir sind in Kontakt geblieben und haben auf die Gelegenheit gewartet, etwas zusammen zu machen. Die gab es beim aktuellen Album im Song Schwerelos. Bei dem wollte ich ein Saxophonsolo einbauen, aber Nelson meinte, „lass mir mal diese Stelle frei, damit ich da einen Freestyle-Rap reinsingen kann.“ Er hat sich hingesetzt und in 15 min einen Monster-Rap hingelegt. Wir waren total begeistert. Seit dem haben wir schon häufig zusammen musiziert und haben großen Spaß dabei.
Und beim Konzert, was macht ihr da?
In der Tat dann ein Instrumentalsolo. Den Part von Nelson jetzt einfach so nachzumachen, das fände ich nicht so stark. Das Solo variiert bei jeder Liveperformance.
Dein aktuelles Album heißt „bunt“, weil du dir die Freiheit nehmen wolltest viele Musikgenres zu spielen. Wer dich kennt weiß, dass es auch politisch gemeint sein kann. Richtig?
Natürlich ist das auch als politische Botschaft zu verstehen. Im Song „bunt“ geht es – und das ist auch klar zu hören – um die Vielfalt in unserer Gesellschaft. Man muss sich ja auch nur mal eine gute und funktionierende Fußballmannschaft ansehen. Sie ist durchwachsen mit Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern, die alle ihre Kraft einbringen. Genau wie in unserer Stadt Hamburg und hier gibt es einen ganz einfachen Grundsatz, wenn es um politische oder religiöse Dinge geht: „Mach mal wie du meinst, aber gehe den anderen nicht auf den Sack“. Das beschreibe ich auch in dem Song. Gerade die Vielfalt ist eine unfassbare Kraft und das ist zum Beispiel ein Merkmal dieser Stadt.
Alleine meine Band – wir haben einen Posaunisten aus den USA, Streicher aus Polen, Russland und Japan, Bläser aus Afrika. Die Zusammensetzung ist so bereichernd und es ist eine riesengroße Freude, mit ihnen zu musizieren. Wenn man bedenkt, dass es Menschen gibt, die wieder ganz andere Thesen aufstellen und lieber eine einheitsbraune Farbe haben möchten, dann kann man echt nur sagen, Leute jetzt ist ein Punkt erreicht, an dem wir aufstehen müssen. Für diese Demokratie wurde gekämpft und gestorben und man muss allen Menschen klarmachen, dass sie alternativlos ist. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Wenn du jetzt einen neuen Song machen würdest, welches aktuelles Thema würdest du da besingen?
Es würde sich vermutlich wie alles gerade um Erneuerung, Transformation und Metamorphosen drehen. Wir sind in einer unglaublichen Transformation begriffen, durch die Digitalisierung … eine gewaltige Veränderung, von der niemand weiß, was sie für unser Zusammenleben, aber natürlich auch für den kreativen Bereich in dem wir tätig sind, noch bringen wird.
KI hat ja gerade einen Beatles Song ermöglicht.
Ja fantastisch, man hat die Stimme John Lennons von einem Demotape mittels KI extrahiert und von dem Piano, auf dem er gespielt hat, getrennt. Dann wurde alles neu gemixt, mit live eingespielter Musik von Paul McCartney und Ringo Starr inklusive eines alten, noch erhaltenen Gitarrensolos von George Harrison. Alle Beatles sind zu hören. Das ist sehr cool gemacht.
Wie wird es deine Musik verändern?
Ich bin ja einer vom alten Schlag und sehe, wie begeisternd es ist, seine Kunst auch wirklich auf der Bühne live zu präsentieren. Analog mit Klavier (Pause) jetzt in der Laeiszhalle werden wir beispielsweise mit einem Streich-Quartett, plus einer Harfe und einem Steinway D Flügel auf der Bühne stehen. Wir Musiker werden untereinander im Dialog stehen und mit dem Publikum auch – das ist unschlagbar, das Beste was es gibt. Was auch immer überleben wird; diese Liveevents, in denen man auch spontan eine Kollegin oder einen Kollegen auf die Bühne holen kann, kann man nicht kopieren. Menschen werden sich immer andere Menschen anschauen wollen, um gemeinsam zu genießen. Am 20.02 hat beispielsweise Annett Louisan zugesagt, darüber freue ich mich riesig. Das Konzert wird eine tolle Sache.
Konzerttipp:
Stefan Gwildis, Buntes und Beseeltes – live mit Piano und Streichern, 20.2.2024, 20 Uhr, Laeiszhalle, Großer Saal
Infos & Tickets (36,65-64,15€) gibt‘s über www.stefangwildis.org und www.elphilharmonie.de