Meike Werkmeister ist Buchautorin und Journalistin. Ihre Romane stehen regelmäßig auf der Spiegel-Bestsellerliste. Im April ist ihr neues Buch „Das Glück riecht nach Sommer erschienen“. Wir haben mit der Autorin, die mit ihrer Familie in Winterhude lebt, gesprochen.
Alster Magazin: Wie sind Sie dazu gekommen Autorin zu werden?
Meike Werkmeister: Romane zu schreiben war immer schon ein Traum von mir. Daher habe ich irgendwann angefangen, neben meinen Aufträgen als Journalistin mit großer Begeisterung an fiktiven Stoffen zu arbeiten. Bis ich ein Manuskript an einen großen Verlag verkauft habe, hat es allerdings einige Jahre gedauert. 2019 wurde mein erster Roman „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ im Goldmann Verlag veröffentlicht und wurde direkt ein Bestseller.
In welchem Alter haben Sie angefangen zu schreiben?
Als Kind war Briefeschreiben mein Hobby, ich habe damals jeden Tag sehnsüchtig auf den Postboten gewartet. Als Jugendliche kamen Gedichte und Kurzgeschichten dazu. Nach der Schule wollte ich daher unbedingt etwas mit Schreiben machen. Aber Buchautorin ist kein Beruf, den man einfach so ergreift. Da war der Journalismus für mich das Naheliegendste.
Was inspiriert Sie Bücher zu schreiben?
Im Grunde das Leben. Das kann Musik sein, ein Gespräch mit Freund*innen, ein Geruch, der eine Erinnerung an etwas weckt – oder einfach ein besonderer Ort, der mich auf eine Idee bringt. Im Grunde braucht es nur einen Auslöser, der den ersten Dominostein in mir zum Fallen bringt – dann entwickeln Geschichten und Figuren schnell ein Eigenleben.
Welches ist Ihr bestes (oder Lieblingsbuch) von allen, die Sie geschrieben haben?
„Sterne sieht man nur im Dunkeln“ wird für mich immer ganz besonders bleiben, weil es mich zu einer Buchautorin gemacht hat. Am besten gelungen ist mir aus meiner Sicht mein aktuelles Buch „Das Glück riecht nach Sommer“, das in diesem Frühjahr erschienen ist, und seitdem auf der Bestsellerliste steht.
Was hat Sie dazu bewegt „Das Glück riecht nach Sommer“ zu schreiben?
Meine ersten drei Bücher spielen an der Nordsee, für das Vierte hatte ich große Lust, eine Geschichte aus meiner Wahlheimat Hamburg zu erzählen. Ich wohne am Rande der Jarrestadt in Winterhude. Ich dachte beim Spazierengehen mit unserem Hund oft: Alles hier ist so wunderschön, du solltest hier eine Geschichte spielen lassen. Die Schrebergärten am Alsterfleet beispielsweise – nach denen werde ich auf Lesungen oft gefragt, weil Leute nicht glauben können, dass sie wirklich so idyllisch sind, wie ich sie beschreibe. Aber genau das sind sie, deswegen musste meine Hauptfigur Ina im Buch unbedingt in eine dieser Lauben ziehen.
Haben Ihre Bücher autobiografische Elemente?
Ohne eigene Gefühle und Gedanken geht es nicht, schließlich erzähle ich aus meiner Sicht die Welt. Oft sind es nur kleine Details, in denen Freunde etwas Persönliches wiedererkennen. Und manchmal auch ein bisschen mehr, wie das „Hamburg-Gefühl“ meiner Hauptfigur Ina in „Das Glück riecht nach Sommer“. Ina hat ihr ganzes Leben in Nordfriesland verbracht, aber sie hatte immer den Traum, eines Tages in die Hansestadt zu ziehen. Weil ein Praktikum während des Studiums in ihr die Sehnsucht ausgelöst hat nach dieser malerischen Stadt, durch die überall Wasser fließt. Dieses Gefühl kenne ich gut, auch noch nach fast 20 Jahren in Hamburg. Ich hoffe, man spürt es beim Lesen.
Meike Werkmeisters Lieblingsplätze in Hamburg
Es stimmt, was alle sagen: Vom Wasser aus ist Hamburg noch schöner. Wer auf den Spuren meiner Romanfiguren wandeln will, sollte sich am besten ein Kanu oder Stand-Up-Paddle leihen und damit durch die Alsterfleete im Hamburger Osten fahren, wie Ina und Sebastian in „Das Glück riecht nach Sommer“. Im Goldbekkanal liegen links und rechts des Ufers die Schrebergärten, die mich zu meiner Geschichte inspiriert haben. Viele von ihnen haben eigene Stege. Die Laube von Ina gibt es so nicht, aber ich habe mir vorgestellt, dass sie die Barmbeker Straßenbrücke im Rücken auf der rechten Seite liegt. Am linken Ufer ein Stück weiter findet an Dienstagen, Donnerstagen und Samstagen der Goldbekmarkt statt. Mich trifft man hier fast an jedem Markttag an einem der vielen sensationellen Käse-, Obst- oder Gemüsestände. Wenn man hinter der mit Graffiti besprayten Brücke links in den schmalen Kanal abbiegt, gelangt man nach der nächsten Brücke rechts zu einem Fenster in der Häuserwand. Es gehört zum Winterhuder Café Canale, wo man Kaffee, Kuchen, kalte Getränke und Fischbrötchen kaufen kann – wie ein Drive-Through, nur eben für Tretbootfahrer und andere Wassersportler. Direkt hier ums Eck ist übrigens der Mühlenkamp, Winterhudes Einkaufsstraße mit vielen hübschen Läden, Restaurants und einer tollen Buchhandlung. Wenn man frisch gestärkt weiter paddelt, gelangt man auf die Außenlaster. An klaren Tagen flimmert die Skyline über dem Wasser, Segelboote treiben im Wind, an den Ufern sitzen überall Spaziergänger auf Decken und Stegen und genießen den atemberaubenden Blick. Sebastian springt im Roman an dieser Stelle rein und schwimmt eine Runde – ich persönlich mache das lieber auf dem Rückweg im Stadtparksee. Dort gibt es auch ein Naturfreibad, aber meine Familie und ich hüpfen wie viele andere lieber im frei zugänglichen Bereich von unseren SUPs. Da darf nämlich auch der Hund mit rein. Weil Paddeln und Schwimmen hungrig machen, holen wir uns auf dem Heimweg durch die Jarrestadt mit ihren denkmalgeschützten Rotklinkerbauten gern köstlichen (oft veganen) Kuchen in unserem Lieblingscafé Kafayas in der Semperstraße. Oder gönnen uns ein spätes türkisches Frühstück mit leckeren Dips bei Frau Kowolikim Hanssensweg, was als Vorlage für das Nachbarschaftscafé gedient hat, in dem Ina für ihre Freundin Filiz Sandwiches zum Lunch holt. An solchen herrlichen Sommertagen freue ich mich immer besonders, in dieser schönen Ecke von Hamburg zu wohnen.
Handlung
Die große weite Welt muss es für die Ärztin Ina gar nicht sein. Nach dem Studium zog sie zurück in ihre alte Heimat an der Küste – zurück zu einem Mann, von dem sie dachte, er wäre ihre Zukunft. Doch der Mann ist längst Vergangenheit, und die Stelle im Husumer Krankenhaus ist Ina auch los. Kurzerhand folgt sie einem Jugendtraum und zieht nach Hamburg, wo sie in einer kleinen Laube am Alsterfleet unterschlüpft. Während sich das verwilderte Gartenstück unter ihren Händen in ein Blütenmeer verwandelt, blüht auch Ina wieder auf. Und sie erkennt: Nur, wenn sie auf ihr Herz hört, kann aus alten Träumen etwas ganz Neues entstehen.
Fotos: © Ulrike Schacht