Donnerstag, 28. März 2024
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    Den richtigen Riecher haben

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    Der an der Alster lebende Wahl-Hamburger Chris Riechmann ist nicht nur einer der jüngsten Inhaber einer Modelagentur in Deutschland – Spin Model Management –, sondern hat auch schon Top-Nachwuchsmodels entdeckt. Uns verriet der 35-Jährige wie und Tipps für den Nachwuchs.

    Seit 2019 sind Sie Eigentümer von Spin Model Management – einer sogenannten Boutique-Agentur. Was genau ist das?

    Wir sind eine Art Mini-Agentur und betreuen jeweils 100 männliche und weibliche Models. Aufgrund unserer Größe ist es uns möglich, sich gezielt und intensiv um jedes einzelne Model zu kümmern. Das hat den Vorteil, dass wir unsere Models genau kennen und so zielstrebig ihre Karrieren aufbauen können. Kurz: Unsere Aufgabe ist es immer im Auftrag des Models zu arbeiten.

    Wie schwer ist es sich bei rund 100 bis 200 Modelagenturen deutschlandweit am Markt zu behaupten?

    Unsere Agentur existiert seit 2007, der Markt hat sich im Laufe der Jahre stetig gewandelt und die Konkurrenz ist groß. Ich habe mich aber bewusst dafür entschieden eine Boutique-Agentur zu leiten und habe deswegen auch nicht alle Modeltypen im Portfolio. Wir fokussieren uns und bieten dadurch gute Qualität – das ist unser Markenzeichen mit dem wir uns gut im Markt etablieren konnten.

    Was muss ein Model haben, um Sie zu überzeugen?

    Er oder sie muss eine gewisse Ausstrahlung haben und vor allem gesund aussehen, Schönheit und Modelmaße sind dabei nicht die Einzigen Kriterien. Ein klassisches Kriterium gibt es aber nach wie vor, das ist die Anforderung an eine gewisse Größe: Frauen sollten eine Mindestgröße von 1,74 Metern haben, Männer von 1,83 Metern. Darüber hinaus hat sich die Branche aber verändert und ist offener gegenüber ethnischer Herkunft und dem Geschlecht geworden. Kleiner Funfact: Abschalten fällt mir extrem schwer und deshalb scanne ich nahezu jede Person die mir entgegenkommt nach einem gewissen Potenzial ab. (lacht) Schließlich kann man Newcomer überall entdecken.

    Nennen Sie doch mal Beispiele, bei denen das Abscannen erfolgreich war.

    Da fallen mir aktuell sofort zwei ein. Die 20-jährige Berit Heitmann habe ich bei einem Casting in einem Möbelhaus entdeckt. Mein Gefühl hat mich nicht im Stich gelassen. Sie landete gleich ihren ersten Coup bei einer Prada-Kampagne für Herbst/Winter 2019/2020, die sie unter anderem mit dem angesagten US-amerikanischen Model Gigi Hadid shootete. Auch Isabel Monsees (22) ist eine unserer Neuentdeckungen. Sie zählt laut deutscher „Vogue“ schon jetzt zu den Top-Nachwuchstalenten. Wir haben sie bei einer Modenschau der Hamburger Mode-Uni entdeckt, wo sie eine Freundin unterstützte und waren von ihrer Begabung sofort überzeugt. Die gebürtige Buxtehuderin schaffte es direkt für Prada auf den Laufsteg nach Mailand.

    Eine Entdeckung von Chris Riechmann ist Isabel Monsees (22) – hier auf dem Laufsteg für den Designer Daniel Del Core – , die laut der deutschen „Vogue“ zu den Top-Nachwuchstalenten zählt. © Del Core

    Sie sagten gerade, dass sich die Branche verändert hat. Wie äußert sich das?

    Es gibt zum Bespiel schon lange keine Sedcards und haptischen Bücher der Models mehr, wie man sie vielleicht noch vor Augen hat. Auch bei uns ist alles digitaler geworden. Online und E-Commerce werden immer wichtiger und sind nicht mehr wegzudenken. So ist das klassische Kataloggeschäft auf Kundenseite sehr rückläufig geworden. Alles ist schnelllebiger, was auch Vorteile mit sich bringt. So muss man nicht mehr lange auf Verträge oder Rechnungen warten, alles wird ad hoc erledigt. Das ist in vielen Bereichen für die Kunden, die Models und für uns als Agentur effizienter.

    Eine Modelagentur zu leiten ist ein außergewöhnlicher Job. Das hört sich nach Glitzer, Glamour und Jetset an. Wie sieht Ihr Alltag aus?

    Um eines vorweg zu nehmen: Es ist ein Job, der mich fordert und zugleich immer wieder fasziniert. Ich verstehe, wenn dabei auch an Glamour gedacht wird, aber ich bin es nicht, dessen Gesicht auf den Covern angesagter Modemagazine zu sehen ist oder der auf den roten Teppichen dieser Welt präsent ist. Ich bin der Strippenzieher im Hintergrund, der zwischen zwei Kunden vermittelt und dafür immer die richtige Kommunikationsart parat haben muss. Dafür bedarf es viel Menschenkenntnis, die ich über die Jahre hinweg gewonnen habe. Doch zurück zu meinem Alltag: Ich stehe morgens auf, gehe mit meiner französischen Bulldogge „Little Food“ spazieren, fahre in die Agentur, beantworte und schreibe E-Mails, telefoniere und freue mich abends ausreiten zu können oder mich mit Freunden zu treffen. Das unterschiedet sich nicht so sehr von anderen Jobs (lacht). Aber ja, manchmal bin ich im Flieger unterwegs, besuche Fashionshows und bin auf Scouting-Reisen, um mich mit Partneragenturen zu treffen. Die internationale Vernetzung untereinander ist wichtig in diesem Beruf.

    Dem Modelbusiness gegenüber gibt es viele Vorurteile. Wie denken Sie darüber?

    Jedes Vorurteil hat seine historisch gewachsene Begründung. Nehmen wir Kate Moss als Beispiel, die den Begriff des „Heroin-Chic“ geprägt hat. Nicht nur ihr Äußeres – blass, dünn, dunkle Augenringe – trugen dazu bei, sondern auch ihr eigener Drogenkonsum. Doch das Business ist viel mehr als das, was man ihm stets nachsagt, wie Oberflächlichkeit und ungebildete Models. Meine Entdeckung Berit Heitmann hat ihr Abitur etwa mit einem Einser-Durchschnitt gemacht. Seitdem ich in dem Business bin, habe ich es auch noch nicht erlebt, dass ein Fotograf einem Model nachgestellt hat. Schwarze Schafe gibt es aber mit Sicherheit, das möchte ich nicht kleinreden. Ein weiteres Klischee, das gerne angeführt wird, ist, dass die Models essgestört sind. Inzwischen wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Models gesund aussehen und nicht ausgemergelt sind. Eine schlechte Ernährung sieht man dem Körper zudem irgendwann an: die Nägel werden brüchig, die Haare verlieren ihren Glanz, die Haut bekommt einen Grauschleier und so weiter.

    Haben Sie selbst ein Idol aus der Branche?

    Claudia Schiffer – eines der Super-Top-Models der 1990er-Jahre. Bis heute hat sie ihr Niveau gehalten, sie arbeitet nicht für jeden Kunden und strahlt nach wie vor eine unglaubliche Aura aus. Wenn sie einen Raum betritt, stockt einem der Atem. Das liegt an ihrer unglaublichen Präsenz, das haben nur wenige. Zudem wurde sie all die Jahre super gemanaged. Das sind Dinge, die mich beeindrucken.

    Welchen Tipp haben Sie für junge Menschen, die vom Modeln träumen?

    Sich nicht blenden lassen, das kann schnell gehen, wenn man ein Neuling in der Branche ist. Ich rate jedem sich mit den Profilen verschiedener Agenturen auseinanderzusetzen. Sich zu überlegen, wo passe ich hin und sich dann zwei, drei davon rauszusuchen und diese zu kontaktieren. Es lohnt sich genau hinzuschauen, was Agenturen einem bieten können. Dabei kommt es nicht auf die Größe, sondern auf die Leistungen an. Schnell kann es passieren, dass man eine Nummer unter vielen wird, denn der Markt ist hart umkämpft. Am Ende zählt jedoch das eigene Bauchgefühl.“

    Über Spin Model Management:

    Die Boutique-Agentur wurde 2007 gegründet und bietet Models eine familiäre und respektvolle Umgebung. Seit 2019 ist Chris Riechmann alleiniger Eigentümer von Spin Model Management und führt die Agentur mit einem sechsköpfigen Team. Riechmann studierte International Business Management und hat anschließend den Job des Modelbookers in verschiedenen Agenturen von der Pike auf gelernt. Mehr Infos gibt es HIER.

    Aufmacherfoto: Verhelfen neuen Talenten zum internationalen Durchbruch und vertreten jeweils 100 weibliche und männliche Models: Chris Riechmann und Little Foot. © Bertold Fabricius

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    Kai Wehl
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