Annemarie Dose (1928 – 2016), die lange in Volksdorf gelebt hat und einst die Hamburger Tafel gründete, wäre am 29. August 93 Jahre alt geworden. Ihren Geburtstag nimmt der Senat jährlich zum Anlass, den nach ihr benannten Preis für innovatives, soziales Engagement zu vergeben. In diesem Jahr wurden wieder drei neu entstandene Projekte geehrt, die sich für ein gutes Zusammenleben in Hamburg einsetzen.
Die Gewinnerin eines der beiden mit jeweils 3.000 Euro dotierten Gruppenpreises ist die Stiftung WAS TUN! mit dem Projekt Stadtgemüse. Geflüchtete und Einheimische gärtnern gemeinsam an Hochbeeten in offenen Gemüsegärten mitten in Hamburg. Das stärkt das soziale Miteinander und ermöglicht Integration. Gleichzeitig bewirkt der Gemüseanbau mehr Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensweise und bietet neue Lebensräume für Bienen und andere Insekten.
Der Verein Müttertelefon e. V. erhält ebenfalls eine Auszeichnung als mit dem Gruppenpreis. Mütter können hier anonym und kostenfrei Gespräche in Anspruch nehmen. Dabei hören die freiwillig Engagierten ihnen zu, machen Mut und suchen gemeinsam neue Wege. Da das Projekt ausschließlich mit Freiwilligen arbeitet, handelt es sich um sehr persönliche, menschliche Gespräche und keine rechtlichen oder therapeutischen Beratungen. Für diese Aufgabe werden die Engagierten regelmäßig umfassend geschult, u. a. von Margit Rehmund-Hess, die den Preis stellvertretend für den Verein entgegennahm.
Der mit 2.000 Euro dotierte Einzelpreis geht in diesem Jahr an Arnold Schnittger vom Verein Nicos Farm e.V. Inspiriert von seinem 25-jährigen, schwerbehinderten Sohn Nico möchte Schnittger auch anderen Menschen mit Behinderungen, Traumata oder Demenz einen Zugang zu gemeinsamen Erlebnissen auf dem Wasser ermöglichen. Auch deren Eltern und andere pflegende Angehörige sollen sich auf dem barrierefreien Hausboot für kurze Zeit vom belastenden Alltag erholen können. Sein Hausboot hat gerade Richtfest gefeiert und liegt an der Dove-Elbe vor Anker.
Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard: „Die vielen eingereichten und vorgeschlagenen Projekte zeigen innovatives Engagement und Einfallsreichtum. Die drei Preisträgerinnen und Preisträger haben auch während der Corona-Pandemie neue Ideen, Formen und Konzepte für ihr jeweiliges Engagement entwickelt und damit das Leben anderer Menschen nachhaltig verbessert. Zudem stehen die Projekte für die pragmatische Art von Annemarie Dose, zum Wohle ihrer Mitmenschen direkt anzupacken. Im Namen des Senates danke ich allen für ihr Engagement in unserer Stadt – und gratuliere den Ausgezeichneten zum Annemarie-Dose-Preis 2021!“
Der Annemarie Dose Preis
Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg hat den Annemarie Dose Preis gestiftet und 2019 auf Anregung des Vereins MenschHamburg erstmals verliehen. Lokale, gemeinnützige und neue Ideen kommen dafür in Frage – dies sollen in erster Linie neu entstandene Initiativen sein, die sich mit besonderem Engagement für die Gemeinschaft einsetzen. Sie sollten Benachteiligungen beseitigen und Verbesserungen für Gruppen oder einzelne Menschen erwirken und genau dort Unterstützung leisten, wo sie gebraucht wird – ganz im Sinne von Annemarie Dose. „Geht nicht, gibt’s nicht“ – das war das Credo von Annemarie Dose. Sie stellte sich stets jeder Herausforderung und versuchte, allen Widerständen zum Trotz, das Leben anderer zu verbessern.
Informationen zur Jury, den Preisträgerinnen und Preisträgern sowie den Regularien sind online unter www.hamburg.de/annemarie-dose-preis abrufbar.
Foto: Annemarie Dose (1928-2016) während eines ihrer Chartiy-Events für die Hamburger tafel in der Europapassage, 2014. © Kai Wehl