Amelie Deuflhard bleibt bis 2027 Intendantin auf Kampnagel. Größte kulturpolitische Herausforderung wird sein, dass nach der Pandemie nicht an Kultur gespart wird
Amelie Deuflhard hat ihren Vertrag als Intendantin auf Kampnagel um weitere fünf Jahre bis 2027 verlängert. Der Aufsichtsrat stimmte der Verlängerung einstimmig zu und Dr. Carsten Brosda, Hamburgs Senator für Kultur und Medien, würdigte in seiner Stellungnahme insbesondere ihr Engagement für die freien Künste und die internationale Strahlkraft, die Kampnagel unter Amelie Deuflhards Leitung erlangt habe.
Programmatisch werde weiter an den großen globalen Themen wie Klimawandel, Migration Postkolonialismus, Diversität und sozialer Ungleichheit gearbeitet, sagt Amelie Deuflhard, die sich aber auch vorgenommen hat, in den kommenden fünf Jahren viele Weichen neu zu stellen. „Dazu gehört die weitere Diversifizierung unserer Institution und des Publikums. Unsere Theaterräume noch weiter zu öffnen für unterschiedliche Akteur*innen unserer Gesellschaft, ist eines unserer großen Ziele.“
Sie freue sich insbesondere darauf, die geplante Generalsanierung von Kampnagel zu begleiten:
„Ich sehe hier die einzigartige Chance, auch in der Architektur sichtbar zu machen, was wir inhaltlich anstreben: mehr Transparenz, mehr Durchlässigkeit, eine zeitgemäße Technik und Ressourcen schonendes Bauen, das sich in Richtung Klimaneutralität bewegt. Hier soll das innovativste Kunstgelände des 21. Jahrhunderts entstehen, das neue Dimensionen des internationalen und transdisziplinären Arbeitens eröffnet und weltweit beispielhaft ist.”
“Eine der größten kulturpolitischen Herausforderungen, die in den kommenden Jahren auf uns zukommt, ist es, nachhaltige Fördermodelle sowohl für freie Künstler*innen als auch für Institutionen zu entwickeln. Die Pandemie hat gezeigt, wie verletzlich die bestehenden Systeme sind. Ich sehe es als meine besondere Verantwortung als Leiterin eines der größten Produktionshäuser Deutschlands, mich dafür einzusetzen, dass als Folge der Pandemie nicht an Kultur gespart wird. Vor allem nicht am internationalen Produzieren und an der freien Szene. Die Krise hat gezeigt, dass es die Reflexion eben dieser Künstler*innen braucht – mehr denn je. Und wir haben auch gesehen, welche Wirkung die umfangreiche und vor allem auf kulturelle Breite angelegte Förderung des Bundes im Programm Neustart Kultur hatte, in die neben Projekten auch Residenzen, Stipendien, Kunst im öffentlichen Raum, Forschung, Wissensaustausch oder Publikumsentwicklung einbezogen waren. Beispielhafte Strukturen für internationale Kunstproduktion, die sich an den Themen der Gegenwart orientiert und aktuelle Diskurse unmittelbar aufnimmt, bietet das Bündnis der internationalen Produktionshäuser, zu dem auch Kampnagel gehört und das sich zusammengefunden hat, um die Kunstorte der Zukunft zu entwickeln.“
Foto: © Julia Steinigeweg