Montag, 4. November 2024
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    DAK-Chef übt scharfe Kritik: “Das Impfmanagement ist desaströs!”

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    In einem aktuellen Gespräch und Podcast mit dem Vorsitzenden des Vorstandes der DAK-Gesundheit, Andreas Storm, äußert dieser scharfe Kritik am Pandemie-Management. Der ausgewiesene Gesundheitsexperte und Chef einer Krankenkasse mit fast sechs Millionen Mitgliedern, ist Volksdorfer und sagt: „Teile der Pandemie-Bekämpfung laufen grottenschlecht!“

    Die DAK-Gesundheit hat sehr früh begonnen, mit einem Krisenstab der Krise entgegen zu wirken. Mit Erfolg. Home-Office für viele Mitarbeiter, hohe Sicherheit für die Beschäftigten, keine Einschränkungen bei den Gehältern. Als Schulen und Kitas plötzlich geschlossen wurden, gab es sehr früh Betreuungsangebote für die Kinder der Beschäftigten. In sogenannten “Solidarpakts” mit den Personalvertretungen hat die DAK intern ihre Krisensicherheit deutlich gesteigert.

    Hätte auch die öffentliche Hand mit gleicher Konsequenz gehandelt, wären wir deutlich besser durch die Krise gekommen. Denn im öffentlichen Leben sieht es seit Monaten bitter aus. Zu bedauern ist aus Sicht der Krankenkassen, dass sich viele Menschen unsicher fühlen und aus Angst nicht mehr den Arzt aufsuchen. Mit fatalen Nebenwirkungen. Während die Medien nahezu ausschließlich über “Corona-Fälle” berichten, nehmen andere Erkrankungen zu, weil sie nicht früh genug erkannt oder behandelt werden. Auch im Bereich psychischer Erkrankungen gibt es Zuwächse, insbesondere bei der Dauer der Verläufe. Das ist besorgniserregend, so Storm. Wir sollten auch in der Krise den Arzt aufsuchen, wenn wir uns nicht sicher sind, ob eine ernstere Erkrankung vorliegt. Bei einem “einfachen Durchfall” muss allerings abgewogen werden. Doch viele Ärzte bieten inzwischen “Video-Sprechstunden” an, bei denen der Patient zuhause bleiben kann. Die häufigen Arztbesuche der Deutschen, so Storm, gehen darauf zurück, dass auch bei “Bagatelle-Erkrankungen” für den Arbeitgeber eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) ausgestellt werden muss. Aktuell ist übrigens auch die “telefonische Krankschreibung” möglich.

    Exakte Zahlen zu aus Corona-Gründen verschobenen Operationen liegen derzeit allerdings noch nicht vor. Sicher aber ist, um Krankenhausbetten frei zu halten, wurden wichtige Operationen verschoben. Allerdings deutet sich an, so Storm, dass die Kapazität an Intensivbetten in der aktuellen “dritte Welle” bald ausgeschöpft sein könnten.

    Auch die Suchtrisiken haben mit den Einschränkungen durch Corona zugenommen. Wobei der übermäßige Alkoholkonsum, durch die geschlossene Gastronomie auf die eigenen vier Wände reduziert, noch schwer einschätzbar ist. Deutlich anders sieht es bei den digitalen Suchtgefahren aus. Die Computerspielsucht nimmt zu, eine Untersuchung zeigt sehr deutlich, dass Online-Glücksspiele als sehr bedenklich einzuschätzen sind. Insbesondere wird sich die aktuell von der Politik entschiedenen Zulassung von Online-Glücksspielen negativ auswirken. Der Gesundheitsexperte Storm sieht hier Gefahren durch die “Niedrigschwelligkeit”, es ist leicht, in die Spielsucht abzugleiten und viel Geld zu verlieren. Insbesondere durch die Anonymität, wenn Menschen ohne sozialer Kontrolle zuhause – häufig alleine – vor dem Computer sitzend ihr Vermögen verspielen können. Ausgerechnet dieses Gesetz in der Corona-Krise zu verabschieden hält Storm für ein deutlich falsches Signal.

    Im Mittelpunkt der aktuellen Pandemie-Bekämpfung steht das Impfen. Wie schätzt der DAK-Chef den Fortschritt ein? “Ich möchte es so auf den Punkt bringen: Das Impfmanagement ist desaströs und hochnot peinlich”, so seine scharfe Kritik! “Für uns als führende Industrienation ist das nur schwer zu ertragen”, fügt er hinzu. Wir liegen im Ländervergleich deutlich zurück. “Und dann die unwürdige Situation, wenn wir hoch betagte Menschen tagelang in nicht funktionierende Hotlines hineinziehen – das ist inakzeptabel und grottenschlecht!” Das sind klare Worte, nicht von irgendwelchen Corona-Querulanten, wie Regierungs-Kritiker gerne in den Medien abgetan werden, sondern von höchster Stelle.

    Eine weitere noch offene Frage ist: Wie gehen wir mit der Unterscheidung von bereits geimpften – und noch nicht geimpften Menschen um, die noch lange auf ihren Impftermin warten müssen? Sollten die Geimpften ihre “Freiheit” zurückbekommen oder sollten sie solidarisch auf Reisen, Theater etc. verzichten? Das sei eine ethische wie auch eine rechtliche Frage, wir brauchen dazu Lösungen und klare Regeln, die der Gesetzgeber zeitnah schaffen muss.

    „Teile der Pandemie-Bekämpfung laufen grottenschlecht!“

    Die Gesundheitskosten der Pandemie sind enorm – werden diese auch zu Beitragserhöhungen für die Versicherten führen? Storm befürchtet sogar eine Verdoppelung der Beiträge. Denn es sollen ja ebenfalls die Bezüge der Menschen in den Pflegeberufen angehoben werden. Das muss alles finanziert werden. Insgesamt, so Storm, muss über eine generelle Novellierung der Finanzierung des Gesundheitssystems nachgedacht werden. Corona hat die aktuellen Schwächen sehr deutlich gemacht. Storm hält dazu einen “Convent” für denkbar, an dem sowohl Vertreter der Politik als auch des Gesundheitswesens teilnehmen, um grundlegende Reformen zu erarbeiten.

    Hören Sie das ganze hochinteressante Gespräch als Podcast.

    Wolfgang E. Buss
    Wolfgang E. Busshttp://wolfgang-buss.com
    Verleger/Publizist/Herausgeber
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