Feiner Sand aus Sizilien, gelbe Amalfi-Zitronen und ein zartes Madonnen-Bild aus Rom – das alles auf kleinstem Raum in Eppendorf. Zusammengetragen von dem Journalisten Marco Maurer. Der Eppendorfer, der unter anderem für die SZ, die Zeit und den Stern schreibt, hat gerade ein Buch veröffentlicht: „Meine italienische Reise“. Die hat er zusammen mit dem preisgekrönten Fotografen Daniel Etter unternommen – fernab der Touristenpfade und an Bord eines kleinen Cinquecento mit 17,5 PS. Aus diesem Grund existiert bis zum 7. Mai ein kleines „Italien-Mini-Museum“.
Heiß brennt mir die Sonne auf die Wange, gut gebaute, sonnenölglänzende Menschen rekeln sich auf roten Holzliegestühlen an der azurblauen Adria. Was für ein schöner Anblick. Leider nur vor meinem geistigen Auge. Ich sitze auf einem Sessel mit abgewetztem Plüsch und harten Holzlehnen, während rechts von mir eine runde Wärmelampe ihr Bestes gibt. Unter meiner Nase wird eine alte Sonnenölflasche zusammengedrückt, der ausströmende Duft aus dem gelben Plastik ruft Kindheitserinnerungen wach und lässt mich ganz kurz vergessen, dass ich in Eppendorf in einem ehemaligen Geschäft für Hochzeitsmode sitze. Marco Maurer nimmt die Flasche wieder weg: „Das war der Mini-Coronatest. Wenn du etwas riechst, ist es gut“. Sein Lächeln sehe ich nur an seinen Augen über einer weißen FFP2-Maske. Jetzt steht meiner kleinen, von Marco geführten, Reise „durch Italien“ nichts mehr im Wege. Mein Blick fällt auf diverse Regale mit vielen Dingen aus dem Süden und eine Wäscheleine, die direkt vor mir hängt, mit einem Trikot der argentinischen Nationalmannschaft, aus Neapel natürlich. Ganz schön aufwendig, das herzuschaffen! Warum das alles? „Die Absage der Leipziger Buchmesse hat dazu geführt, dass ich mir etwas überlegen musste. Mir ist dieser Raum in den Sinn gekommen, voll mit Dingen von den Menschen, die in dem Buch vorkommen. Ich habe sie gebeten, mir Exponate zu schicken. So entstand dieser Raum, der eine Reise durch Italien in 30 Minuten ermöglicht. Ich möchte damit ein Zeichen setzen und in diesen schweren Zeiten, in denen wir alle wie gelähmt sind, ein kulturelles Gegengift verabreichen.“ Es ist gelungen, denn es gibt nun nicht nur diesen wohl einzigen „One-Book-Store“ der Welt, sondern auch Live-Talks von Marco Maurer mit prominenten Gästen: „Marco e Amici“, u.a. zu sehen auf Instagram (@marcoeamici). Finanzieren möchte Maurer die Kulturaktion, die er auch als Nachbarschaftsprojekt sieht, mittels Crowdfunding. Wer möchte, kann ihn auf www.startnext.com/marco-e-amici unterstützen.
Mit der Reise hat sich der Eppendorfer einen lang gehegten Traum erfüllt. „Ich war schon immer italienverliebt. Als Kind der 80er bin ich mit Musik von Gianna Nannini & Co. aufgewachsen und wollte nach der Fußball-WM 1990 so spielen können wie Toto Schillaci.“ Außerdem habe er mal eine Auszeit gebraucht. Also wurde in Sizilien ein Cinquecento gekauft und mit ihm die Rückreise nach Hamburg geplant. Tausende Kilometer weit, Meere links und rechts liegen lassend, Berge überquerend, ging es nur auf Landstraßen durch Italien. Eine Reise gegen die Schnelllebigkeit unserer Zeit. „Dabei habe ich in kleinen Dörfern und großen Städten Halt gemacht, um Olivenbauern, Pastamacher oder Pizzabäcker und Köchinnen kennenzulernen. Ich habe mir ihre Geschichten angehört und mit ihnen zusammen gegessen. Daniel Etter hat es auf seine wundervolle Art fotografiert und festgehalten.“ Dabei herausgekommen ist ein lesenswertes Buch, das sich keinem bestimmten Genre zuordnen lässt, aber ein Italien zeigt, das man als normaler Tourist so nicht findet – eine Mischung aus Reiseführer, Reportage und Kochbuch mit 25 Rezepten. „Das Buch ist eine Erzählung. Es soll dazu anregen, das ursprüngliche Italien zu spüren“, sagt Marco Maurer.
Das geht dank seiner Hilfe auch gerade in Eppendorf. Zu sehen ist der Erlebnis-Store (HIER gibt es einen virtuellen Rundgang), inklusive kleiner Italienführung und der Möglichkeit das Buch zu erwerben noch bis zum 7. Mai im Lehmweg 43. Wer Lust hat ist herzlich eingeladen und wird erfahren, warum der gebürtige Bayer gar nicht anders konnte, als „italiensehnsüchtig“ zu werden (einfach vorbeikommen, wie in einer Buchhandlung – zur Not muss man warten, da Marco Maurer immer nur eine Partei auf einmal reinlässt). Anschließend werden die Exponate anteilig zugunsten Kinder-Charity-Projekten und Sea-Watch versteigert. (Fotos: © Kai Wehl)
Marco Maurer, Meine italienische Reise – oder wie ich mir in Sizilien einen uralten Cinquecento kaufte und einfach nach Hause fuhr, Prestel Verlag, Gebunden, 240 Seiten, 100 Abbildungen, 26 Euro