Montag, 4. November 2024
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    Bund stellt 65 Millionen Euro für Bornplatzsynagoge bereit

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    In der Sitzung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags wurden am Freitag Mittel des Bundes in Höhe von 65 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge bewilligt. Sowohl der Senat als auch die Jüdische Gemeinde Hamburg begrüßen diese wichtige Entwicklung und bekräftigen gemeinsam das Ziel, dem jüdischen Leben in Hamburg wieder einen sichtbaren und zentralen Platz zu geben.

    Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher: „Jüdische Religion und Kultur müssen einen festen Platz haben in unserer vielfältigen Hamburger Stadtgesellschaft. Mit einem Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge kann erneut ein zentraler Ort des jüdischen Lebens in Hamburg entstehen, dem wir durch die nun bereitgestellten Bundesmittel deutlich näherkommen. Die Jüdische Gemeinde hat jetzt auch Planungssicherheit für ihre Machbarkeitsstudie, denn die erforderliche Finanzierungszusage des Bundesinnenministeriums liegt nunmehr vor. Die Hamburger Behörden haben die Jüdische Gemeinde mit allen erforderlichen Dokumenten, Informationen und Erklärungen ausgestattet, damit diese zügig ein Vergabeverfahren beauftragen kann, so dass wir zuversichtlich sind, im kommenden Jahr die Machbarkeit des Wiederaufbaus auf Grundlage konkreter Vorschläge beurteilen zu können.“

    Senatorin Katharina Fegebank, zuständig für das jüdische Leben in Hamburg: „Mazel tov. Heute ist ein besonderer Tag für Hamburg und für das jüdische Leben in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bornplatzsynagoge – die kein Hamburger, der nach 1938 geboren ist, je gesehen hat – zurück in unser Stadtbild kommt, ist heute deutlich größer geworden. Ich bedanke mich bei den Hamburger Bundestagsabgeordneten der verschiedenen Fraktionen, dass sie das Projekt so großartig unterstützt haben und nun einen bedeutenden Schritt nach vorne gebracht haben. Mit der Zusicherung aus Berlin rund 65 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge bereitzustellen, haben alle Demokraten gemeinsam gezeigt, dass dieses Projekt für Hamburg wichtig ist – und große Unterstützung und Rückhalt über die Parteigrenzen hinweg hat. Wir wollen alles dafür tun, dass der Bornplatz wieder das wird, was er einst war: Hamburgs jüdisches Herz.“

    Daniel Sheffer, Initiator der Kampagne „Nein zu Antisemitismus. Ja zur Bornplatzsynagoge“: „Was die Frauenkirche für Dresden wurde, kann die Bornplatzsynagoge für Hamburg und Deutschland werden. Kein Gebäude kann Antisemitismus bekämpfen, aber die Bornplatzsynagoge kann Vergangenheit mit Zukunft verbinden. Die Kampagne „Nein zu Antisemitismus. Ja zur Bornplatzsynagoge.“ hat eine überragende Unterstützung in unserer Hansestadt Hamburg erfahren. Danke an die Hamburgerinnen und Hamburger, die ein klares Zeichen setzen. Die Initiatorinnen werden weiter werben, damit im Grindelviertel das Wahrzeichen der Weltoffenheit und jüdischen Identität unserer Stadt entsteht.“

    Hintergrund

    Die 1906 fertiggestellte Synagoge am Bornplatz zählte zu den größten Synagogen Deutschlands und bildete das religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Zentrum der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge geschändet und ihre Inneneinrichtung wurde zerstört. Zwei Tage später wurde im Inneren Feuer gelegt. 1939 wurde die Gemeinde von der Stadt gezwungen, das Grundstück zu einem geringen Preis zu verkaufen und die Kosten für den anschließenden Abriss des beschädigten Gebäudes zu tragen. Tausende jüdische Hamburgerinnen und Hamburger verloren in der Shoah ihr Leben.

    Die Hamburgische Bürgerschaft hat Anfang 2020 beschlossen, die Sichtbarkeit des jüdischen Lebens in Hamburg zu stärken und den Wiederaufbau der ehemaligen Synagoge auf dem Josef-Carlebach- Platz zu unterstützen. Hierzu erforderlich ist eine Machbarkeitsstudie.

    Die Senatskanzlei und die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen haben die Jüdische Gemeinde in Hamburg hinsichtlich aller in einer Machtbarkeitsstudie zu berücksichtigenden Untersuchungsgegenstände beraten und gemeinsam mit der Gemeinde ein umfangreiches Aufgaben- und Leistungsverzeichnis für die Machbarkeitsstudie entwickelt. Den Zuwendungsantrag beim Bundesverwaltungsamt hat die Jüdische Gemeinde im April 2020 eingereicht. Das Bundesverwaltungsamt hat am 30. Oktober 2020 auf dieser Basis der Gemeinde den vorläufigen Maßnahmenbeginn genehmigt. Das Bundesministerium des Innern hat auf dieser Grundlage nun das Geld formal bereitgestellt und gesichert.

    Da die Machbarkeitsstudie europaweit ausgeschrieben werden muss, wird für die Ausschreibung ein Zeitraum von sechs Wochen benötigt. Bis zum Abschluss dieses Vergabeverfahrens wird es also mindestens zwei Monate dauern. Die Machbarkeitsstudie selbst wird dann voraussichtlich auch mindestens zwei Monate benötigen.

    Die Senatskanzlei und die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen unterstützen und beraten die Jüdische Gemeinde hinsichtlich des Projekts fortlaufend weiter.

    Kai Wehl
    Kai Wehl
    Chefredakteur
    Anzeigen-Spezial

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