Feminismus, Emanzipation und alltägliche Erlebnisse – mit ihrer “New Washed Art” erzählt die russische Künstlerin Elena Bulycheva eine persönliche Geschichte und bezeichnet ihre Werke als ihr Tagebuch. Durch einen Zufall stieß Elena auf diesen außergewöhnlichen Stil…
“Waschechte Kunst” – im wahrsten Sinne des Wortes! Wie kamen Sie überhaupt auf diesen untypischen Style?
Damals in Russland war ich verzweifelt und wusste nicht, wie meine Zukunft als weibliche Künstlerin weitergehen wird. Ich bin in einen Waschsalon gegangen und wollte als Protesthandlung ein Bild zerstören. Dieser künstlerische Protest war einmalig gedacht, um darauf aufmerksam zu machen, wie schwer es
auch für uns Frauen ist, von der Kunst zu leben. Das Ergebnis war allerdings so beeindruckend und brauchten die Farben und Strukturen so einmalig hervor, dass ich bei diesem Kunststil geblieben bin.
Wieso sind Sie nach Hamburg gekommen?
Dank meines Studiums bin ich nach Hamburg gekommen, denn ich mache meinen Master an der Hochschule für bildende Kunst (HfbK) bei Anselm Reyle und Udo Engel. Mittlerweile bin ich schon ca. fünf Jahre hier und ich plane auch keine Abreise.
Auf einigen Ihrer Bilder sind Teddys zu erkennen. Warum?
Mit meinen Werken verarbeite ich meine Erlebnisse. Die Teddys stehen demnach für meine Kindheit. Ich sehe meine Kunst als Seiten meines Tagebuchs, deshalb haben viele Leinwände auch die gleiche Größe. Das Gemälde “Camouflage Wall” habe ich zum Beispiel als Schutzmauer gemalt, als ich Angst verspürte. Meine Bilder unterstützen mich. Natürlich habe ich manchmal auch Furcht. Ich bin als russische Frau nach Deutschland gekommen, das bringt auch Schwierigkeiten mit sich und ist natürlich nicht immer einfach.
Was ist denn das außergewöhnlichste Gemälde, das Sie erschaffen haben?
Aktuell gestalte ich ein zehn Meter langes Werk, das ist demnach sehr aufwendig. Meine Bilder male ich mit Acrylfarbe, anschließend werden sie gewaschen und in diesem Fall geschnitten. Solch große Exemplare passen nicht in eine Waschmaschine, deshalb fahre ich mit der Kehrmaschine über sie. Dieser Entstehungsprozess der Kunst ist verrückt.
Was inspiriert Sie denn genau?
Ich lasse mich von allen klassischen Dingen inspirieren, die Frauen mögen. Mir gefällt alles Weibliche.
Sind Ihre Bilder immer bunt?
Um ehrlich zu sein, mag ich lieber farbige Gemälde. Mir macht es Freude, mit Neonfarben zu arbeiten. Ob sie allerdings im Dunkeln leuchten, muss ich noch einmal ausprobieren.
Gibt es einen Zeitpunkt oder eine Stimmungslage, an dem oder in der Sie am kreativsten sind?
Sehr früh morgens und spät abends bin ich am kreativsten. Meiner Kreativität kann ich freien Lauf lassen, wenn es ruhig ist und mich nichts unterbricht, beispielsweise Mails, Nachrichten oder Geräusche.
Wie wäre es denn einmal mit Möbeldesign? Besonders die Teddy-Kunst macht sich sicherlich gut auf Kindermöbeln oder Tapeten.
Natürlich freue ich mich über alle Kooperationen. Mode oder Bezüge wäre für mich auch sehr spannend, das kann ich mir gut vorstellen. Bisher gibt es aber noch keine weiteren Gegenstände mit meiner Malerei.
Wie sieht nun Ihre nahe Zukunft aus?
Für mich ist es eine tolle Herausforderung und Ehre diese Ausstellung im Levantehaus zu haben. Ich kann mich mit Menschen über meine Kunst austauschen und erfahren, was das Publikum darüber denkt. Dieser Kontakt ist wichtig. Zwar ist es nicht meine allererste Ausstellung, aber meine erste Solo-Ausstellung – das ist natürlich aufregend. Zu Weihnachten werde ich leider nicht zu meiner Familie reisen können.
Gibt es die Bilder auch in kleineren Formaten?
Das erste Bild damals war viel kleiner. Jetzt symbolisieren die Bilder ja Seiten meines Tagebuchs und sind deshalb auch nicht unterschiedlichen groß.
Mehr Infos zur Künstlerin gibt es auf http://www.newwashedart.de
Trafen sich vor der “Camouflage Wall” zum Interview in der Galerie: Elena Bulycheva und Redakteurin Kimberley Schulz.
Bilder: Kimberley Schulz und @new_washed_art