Schon in „Nicht-Corona-Zeiten“ ist die Verunsicherung bei vielen Menschen groß, wenn es um die Wiederbelebung nach einem Herzstillstand geht. Unter Covid 19 ist die noch gestiegen. Doch schon kleine Vorsichtmaßnahmen helfen auch jetzt, Leben zu retten, weiß der Notfallmediziner Prof. Dr. Gunter Nils Schmidt.
Prof. Dr. Gunter Nils Schmidt kann das Unbehagen schon verstehen. „Da lernen wir gerade Abstand zu halten, Körperkontakt zu meiden und stets eine Mund-Nasen- Schutz zu tragen, und da rufen wir Notfallmediziner Laien auch in Corona-Zeiten auf, beherzt im Notfall eine Herz-Druck-Massage durchzuführen“, sagt der Chefarzt der der Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie an der Asklepios Klinik Altona. Für umso wichtiger hält er es, aufzuklären. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung erleiden allein in Deutschland Jahr für Jahr 60.000 Menschen einen solchen akuten Herz-Kreislauf-Zusammenbruch. Die Überlebungschancen hängen maßgeblich von der Schnelligkeit und Qualität ab, mit der die Wiederbelebung durchgeführt wird. „Auch in Corona-Zeiten gilt: Prüfen. Rufen. Drücken!“, sagt der Notfallmediziner Prof. Schmidt anlässlich der Woche der Wiederbelebung (14.-20. September).
„Prüfen bedeutet, zu testen, ob der Mensch, der möglicherweise einen Herzstillstand hatte, bei Bewusstsein ist“, erklärt Prof. Schmidt. Gerade in Corona-Zeiten sei das durch direkte Ansprache möglich oder auch durch Zwicken oder Anstoßen, auch ein genaues Beobachten, ob sich der Brustkorb hebt und senkt, sei möglich, um festzustellen, ob der Mensch bei Bewusstsein ist. „Aus Selbstschutz sollte man nicht nah an Nase und Mund gehen, um die Atmung zu prüfen“, rät der Chefarzt. Reagiert die Person nicht, muss sofort der Notarzt gerufen werden, manchmal leiteten die Rettungsstelle den Erste-Hilfe-Leistenden auch an. Danach geht es dann ans Drücken, um den Kreislauf wieder in Gang zu bringen. „Es kostet ein wenig Überwindung, aber man muss sehr beherzt mit beiden Händen auf den Brustkorb drücken.“ Dazu legt man den einen Handballen auf die Mitte des Brustbeines, die zweite Hand auf den Handrücken der ersten, und drückt dann mit gestreckten Armen zu – mit einer Frequenz von 100 bis 120 Mal die Minute. „Das ist anstrengend, da bietet es sich auch an, sich abzuwechseln“, rät Prof. Schmidt. Zum Schutz vor Infektionen, gerade jetzt, können Mund und Nase des Bewusstlosen mit einem dünnen Tuch bedeckt werden, gegebenenfalls trägt er sowieso einen Schutz. Auf eine Mund-zu- Mund-Beatmung sollte natürlich verzichtet werden. Davon rät die Herzstiftung Laien ohnehin grundsätzlich ab. Zudem sei wichtig zu wissen, dass es zu den meisten Wiederbelebungssituationen im privaten Umfeld komme, dort also, wo man den Menschen kennt und die Berührungsängste geringer sind. „Man sollte sich immer vergegenwärtigen: Die Herzdruckmassage ist ganz einfach und rettet Leben – auch in Corona-Zeiten.“
„Prüfen. Rufen. Drücken – Wiederbelebung ist auch in Corona- Zeiten ganz einfach“
Notfallmediziner Prof. Dr. Gunter Nils Schmidt, Foto: Bertram Solcher