Über den erstaunlichen Aufstieg des Christoph Ploß
Die Hamburger CDU ist seit Ole von Beust wieder im Abseits. Lächerliche 11,2 Prozent holte Markus Weinberg. Seine Anbiederung an Grüne und andere Weltverbesserer war offenbar der falsche Weg. Das will Christoph Ploß jetzt anders machen.
Statt über Markus Weinberg rede ich mit Christoph Ploß über Sebastian Kurz. Jenen blutjungen Bundeskanzler, den die deutschen Gesinnungs-Medien hassen aber die Österreicher lieben. Klare Linie, gutaussehend, super erfolgreich und konservativ. Aha, spüre ich, Christoph Ploß hat andere Ideen und Leitbilder als das übliche Laber-Rabarber.
Die braucht er auch, will er die Hamburger CDU von einer Randerscheinung zurück in die Mitte der Gesellschaft holen. Möglich ist das. Ole von Beust holte einmal die absolute Mehrheit! Für die Hamburger CDU. Auch ihn haben die Hamburger geliebt. Alles Vergessen? Es war mehr oder weniger ein einzelner Mann, der das schaffte. Als er wieder abtrat, war Schicht im Schacht. Ist die aktuelle Stärke von Rot-Grün in Hamburg nur die Schwäche der CDU? Ploss hat offenbar keine Ambitionen auf einen Bürgermeisterposten in Hamburg. Aber eben den Parteivorsitz – um Weichen zu stellen.
Milchbubi? Der Mann hat einen Doktor in Geschichte, seiner Doktorarbeit gab er den Titel: Die „New Commonwealth Society“ – Ein Ideen-Laboratorium für den supranationalen europäischen Integrationsprozess. Es sind 350 Seiten und ein deutlicher Schritt raus aus kommunalen Milieus, in denen er begann. Bezirksversammlung Hamburg Nord seit 2008.
Der aktuelle Versuch des politischen Gegners, ihn in die Nähe von Philipp Amthor (CDU) zu bringen und Vorteilsnamen zu unterstellen, scheiterte – man verhedderte sich in Abrechnungsfehlern. Alles okay. Aber ein Beweis für die genaue Beobachtung, die Erfahrung mit Ole von Beust steckt tief in Rot-Grünen Genen, man will Ploß möglichst früh zu Fall bringen – bevor er zu erfolgreich wird.
Und er ist mit seinen 35 Jahren tatsächlich früh dran. Bereits 2016 verriet er in einem Gespräch mit dem ALSTER MAGAZIN seinem Gesprächspartner Christian Luscher auf die Frage nach seinen Stärken: „Es geht bei der parteiinternen Aufstellung (für den Bundestag, d. Red.) nicht um das Alter, sondern darum, wer am besten für das Mandat geeignet ist.“ Inzwischen ist er einer der jüngsten Abgeordneten in Berlin, kümmert sich im Ausschuss für europäische Angelegenheiten um Grundsatzfragen der europäischen Integration, institutionelle europäische Themen und Fragen der EU-Erweiterung. Mit Ploß leitet die CDU einen Generationswechsel ein. Die Position des CDU-Landesvorsitzenden sichert ihm den Anspruch auf den Platz „Eins“ der Landesliste für die Bundestagswahl. 2017 gewann er übrigens seinen Wahlkreis in unseren Stadtteilen direkt.
Wenn er sich zur Frauenquote in der CDU äußert, schrecken so manche zusammen. „Es wäre unfair, einem Mann zu sagen, dass er wegen seines Geschlechts nicht kandidieren darf!“. Rums. Das hat sich kaum einer getraut zu sagen. „Eine #Quote ist leistungsfeindlich und würde dazu führen, dass kompetente, engagierte Personen auf einigen Plätzen nicht mehr kandidieren dürften. Das halte ich rechtlich und politisch für mehr als fragwürdig“ twittert er. Das ist gegen den Mainstream. Ob der CDU-Parteitag im Dezember dem folgen wird, ist zweifelhaft. Aber es ist ein Statement, kein „Ich-möchte-allen-gefallen-Laber-Rabarber“.
Konservativ sein heißt, höre ich aus unseren Gesprächen heraus, bedeutet aber auch, umwelt- und klimapolitisch zu denken. So zweifelt er die dreckige Batterie-Technik für KFZ an und diskutiert bereits über Wasserstoff. Er steht hinter einem 7-Punkte-Plan der Arbeitsgruppe Verkehr und digitale Infrastruktur der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zur Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung. „Wasserstoff ist das Öl der Zukunft“, ist dort zu lesen. Ploss dazu: „Eine alleinige Fokussierung auf batteriebetriebene Elektromobilität halte ich für falsch. Wer eine vernünftige Wirtschaftspolitik mit einer nachhaltigen Klimaschutzpolitik verbinden möchte, sollte auch Wasserstoff und klimaneutrale Kraftstoffe wie E-Fuels fördern. Gerade für uns in Hamburg liegt hier eine große Chance: Denn durch den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur können wir bei uns im Norden Tausende neue Arbeitsplätze schaffen.“ Und ich könnte hinzufügen: Wenn die kolossalen Umweltschäden, die der Irrweg E-Mobilität, mit unzähligen kaum recykelbaren Batterien – die einst mit Kohle und Atomstrom geladen wurden – nach wenigen Jahren unbrauchbar sind, wird deutlich werden, es war ein falsche zweite Brückentechnologie.
Ploß könnte es sich einfach machen, und einfach mit den Mainstream-Wölfen heulen. Doch immer wieder blitzt seine Bewunderung für Sebastian Kurz durch. Der will auch nicht allen gefallen, und hat damit riesen Erfolg! Kanzler Kurz, der dem „Heute“-Moderator Klaus Kleber (ZDF) einmal antwortete, als er sich wie ein Terrier ins Hosenbein des Kanzlers wegen seiner Migrationspolitik verbissen hatte: „Wissen Sie, Herr Kleber, ich mache Politik für die Österreicherinnen und Österreicher, und nicht um ein paar deutschen Journalisten zu gefallen.“
Werden genau jene Christoph Ploß zum Problem? Noch hat der Gesinnungs-Journalismus Konjunktur. Wer sich kritisch zur Migration, Frauenquote oder Batterie-Mobilität äußert, wird weggebissen. Doch alles ist im Fluss. Irgendwann wird klares Denken wieder mehr gefragt sein. Wenn die Kanzlerin erst einmal weg ist und die Karten neu gemischt werden, könnte sich einiges ändern. Die Chance für den Milchbubi, der keiner ist.
„Eine alleinige Fokussierung auf batteriebetriebene Elektromobilität halte ich für falsch“, sagt Christoph Ploss.