Seit Jahren gehört der „Volkslauf durch das schöne Alstertal“ zu den beliebtesten Veranstaltungen im Norden der Stadt. Jetzt gibt es Streit um die Austragung – zwischen dem Oberalster VfW und einigen ehemaligen Mitgliedern. Es geht um gesperrte Konten, in Beschlag genommene Websites und behördliche Genehmigungen. Ein verbitterter Rechtsstreit ist die Folge. Was ist passiert?
Die Geschichte des „Lauftreffs Alstertal“ reicht bis ins Jahr 1978 zurück – damals noch als lockeren Zusammenschluss laufbegeisterter Menschen. Das änderte sich im Jahr 1990. Die Mitglieder des „Lauftreffs“ zog es zum „Oberalster Verein für Wassersport“ und der „Lauftreff“ wurde eine eigene Sparte innerhalb des Vereins. 1991 fand der erste „Volkslauf“ statt, veranstaltet vom „Lauftreff“ innerhalb des Oberalster VfW. Die finanzielle Organisation lief jahrelang über ein Privatkonto; erst 2004 wurde ein Lauftreffkonto unter Hoheit des Oberalster VfW eingerichtet. Aus dem kleinen Lauf mit 525 Teilnehmern wurde mittlerweile ein echter „Volkslauf“ mit jährlich über 2.500 Teilnehmern.
Die Konflikte begannen, als im März 2019 Nizar Müller neuer Vorsitzender des Oberalster VfW wurde und den „Lauftreff“ näher an den Verein binden – bzw., wie er es erklärt, die für den gesamten Verein geltenden Regeln auch beim Lauftreff durchsetzen wollte. Für die bis dahin recht autark agierende Sparte ein Ärgernis. Sie beklagte, dass ohne Abstimmung in ihr Konzept eingegriffen werde. Auch nahmen sie Anstoß daran, dass der Beitrag der Lauftreff-Sparte von 10,50 Euro auf 15 Euro pro Monat erhöht wurde – bzw. angepasst, wie Nizar Müller uns gegenüber betont: „Mit 10,50 EUR / Monat entsprach der Beitrag dem von Kindern. Allerdings haben wir fast nur noch Senioren bei uns im Lauftreff Alstertal.“ Der Konflikt gipfelte im Entzug der Vollmachten für das Lauftreff-Konto für die Leitung der Sparte und schließlich der Absetzung der führenden Mitglieder. Laut Nizar Müller war das unvermeidlich – es solle nicht autorisierte Geldtransaktionen gegeben haben. Gegen den ehemaligen Spartenleiter wird laut Müller zurzeit ein vereinsrechtliches Verfahren auf Ausschluss auf den Weg gebracht.
Als Reaktion gründete sich der „Lauftreff“ als eigener Verein außerhalb des Oberalster VfW neu. Die Website für den Volkslauf und zwei Facebook-Seiten betreibt er weiterhin – zu Unrecht, wie Nizar Müller betont, da sie Eigentum des Oberalster VfW seien. Auch auf das Konto und etliche Materialien erhebt der neue Verein Anspruch, wie er uns gegenüber erläutert: „Der geschäftsführende Vorstand des Vereins Oberalster hat dem Lauftreff Alstertal alle über 29 Jahre angeschafften und selbst erwirtschafteten Materialien entzogen. Eine Spende, die der Lauftreff Alstertal für seinen Verpflegungsstand beim Ironman Hamburg erhalten hat, wurde dem Lauftreff entzogen.“ Nizar Müller argumentiert gegen diese Ansprüche: „Materialien, die im Eigentum des Oberalster VfW sind, werden nicht an Vereine vergeben, die sich in 2020 gegründet haben und auf eine nicht nachvollziehbare Art und Weise versuchen Rechte zu erschleichen.“
Nun kommt es zu der bizarren Situation, dass sowohl der Oberalster VfW, als auch der neugegründete Verein aus Abtrünnigen am selben Termin am letzten Sonntag im September jeweils eigene Volksläufe veranstalten wollen; jede Partei in der Überzeugung, das „wahre“ Erbe des „Volkslaufs durch das schöne Alstertal“ fortzusetzen. Doch schon bei der behördlichen Genehmigung scheiden sich die Geister. Nizar Müller erklärt, dem Oberalster VfW lägen „alle behördlichen Genehmigungen vor, da wir wieder rechtzeitig unseren ‚Volkslauf durch das schöne Alstertal‘ angemeldet haben.“ Der neu gegründete Lauftreff hingegen erklärt auf Anfrage, „beiden Vereinen liegt keine Genehmigung des HLV für den Lauf vor.“
Der Konflikt um Vereinsgelder, Web- und Facebook-Seiten, die Lauftreff-Sparte und den Volkslauf selbst wird nun vor Gericht ausgefochten werden.