Nachrichtensprecher Thorsten Schröder findet seinen Ausgleich zum Job im Triathlon. Wie wohl jeder Triathlet hatte er einen Traum: den Ironman auf Hawaii. Er hat ihn sich erfüllt und über den Weg dahin ein Buch geschrieben. Ich wollte vom Fuhlsbüttler wissen, was ihn antreibt und von ihm Tipps gegen meinen inneren Schweinehund haben.
9 Uhr, ich sitze im Kaffee Bakery & Deli im Erdkamspweg, vor mir ein Cappuccino. Mein Arbeitstag fängt gleich an, mit einem Interview. Mein Gesprächspartner hat schon Feierabend. Der 52-jährige Moderator hatte Frühdienst. Entspannt nimmt er mit einem Kaffee in einem grauen Sessel Platz und wirkt fitter als ich. Vor allem als es um Hawaii geht, da fangen seine Augen an zu leuchten. Kein Wunder, hatte er doch dort im Oktober 2017 nach 10:56:12 Stunden die Ziellinie passiert, als 989 von 2364 Teilnehmer*innen. Im Oktober 2019 erschien das Buch „Mit jeder Faser“. Nach Büchern über eine Radtour und seinen ersten Langdistanztriathlon sein drittes. „Warum so spät?“, platzt es mir fast heraus. „Weil ich es eigentlich gar nicht wollte. Ich hatte ja schon ein Buch über Triathlon geschrieben und wenn, hätte ich es ja auch gleich schreiben müssen. Aber ich wurde so oft gefragt, wo denn mein neues Buch bleibe, dass ich es noch einmal überdacht habe.“ Dabei sei ihm aufgefallen, wie viel Spannendes es rund um die Qualifikation für Hawaii gegeben habe, so der Triathlet, der für den FC St. Pauli an den Start geht.
Denn zweimal – in Frankfurt und Hamburg – hatte der 52-Jährige die minimalst verpasst. In seiner Heimatstadt um 26 Sekunden! Platz 6 in seiner Altersklasse 50-54. Die ersten 5 durften nach Hawaii. „Ich war am Boden zerstört.“ Der Traum geplatzt? Zumindest für gut 24 Stunden. Am folgenden Tag gab der Drittplatzierte nämlich bekannt, dass er nicht zum Ironman will. „Vor Freude bin ich wie ein Irrer herumgehüpft und habe die Erleichterung herausgebrüllt.“ Die intensive, zweijährige Vorbereitungszeit mit ausgeklügelten Trainingsplänen war also nicht umsonst. Wäre sie wohl auch nicht gewesen, denn in einem Interview sagte er einmal, dass er sich gerne quält. „Stimmt. Ich finde es super, mich richtig auszupowern.“ Er lächelt entspannt. Das kann ich nicht nachvollziehen und frage nach einem Tipp gegen meinen inneren Schweinehund. „Den brauchst du gar nicht, wenn du eine Sache sehr gerne magst.“ (Pause) „Natürlich denke ich auch an kalten und regnerischen Tagen manchmal im ersten Moment, ob es nicht schöner wäre, auf der Couch zu bleiben …“ „…ist es ja auch“, werfe ich ein. „Eben nicht“, kontert er sofort. „Spätestens wenn du zurück bist, weißt du, dass es dir so besser ergangen ist. Weil du an der frischen Luft in der Natur warst.
Außerdem ist es draußen nie so schlimm, wie es von drinnen wirkt. Das gilt sogar für Regen und Kälte – die ist spätestens nach 5 Minuten weggelaufen.“ Rufe man sich das bei Zweifeln in Erinnerung, sei der innere Schweinehund sofort besiegt. Im Winter wird allerdings doch drinnen trainiert: Zuhause auf der Rolle mit dem Rad und in einem Fitnesscenter im Becken. Gelaufen wird trotzdem draußen! Das alles hat sich gelohnt, denn den Erfolg kann ihm keiner mehr nehmen. Und Schröder kann auf ein einmaliges Jahr zurückblicken: „Nach so vielen intensiven Trainingstagen habe ich mich ein bisschen gefühlt wie ein Profisportler und war so fit wie nie zuvor. Ich war selbst über meine Geschwindigkeit und mein Durchhaltevermögen erstaunt. Und dann Hawaii. Das alles war eine großartige Erfahrung.“ Gibt es trotzdem noch Ziele? Klar: „Mich beim Marathon mehr in Richtung drei Stunden zu bewegen, oder bei einer Mitteldistanz-WM teilzunehmen. Und noch einmal Hawaii, dagegen hätte ich auch nichts.“